1. Mai 2012: Beobachtungen von Hans-Christian Ströbele
03.05.2012: Hans-Christian Ströbeles Erklärung zum Myfest und zur 18 Uhr - Demonstration am 1. Mai 2012 in Berlin Kreuzberg: "Was ich am 1. Mai auf Myfest und Demo in Kreuzberg anders erlebt habe, als tags darauf verlautbart: Friedlich und weitgehend gewaltfrei trotz demonstrativ massiver Polizeipräsenz und vorzeitigen Demoabbruchs."
Am Nachmittag am Stand der Grünen mit Heidi Kosche war alles friedlich und sonnig. |
Lange haben wir für Deeskalationsstrategie gestritten, ziemlich erfolgreich auch in diesem Jahr. So blieb das Fest absolut friedlich, trotz der Versuche, anderes im voraus herbeizureden .
Es waren viel mehr Leute da als früher. Die Stimmung war gut, wenn auch zuweilen wenig politisch. Schon die massive Polizeipräsenz an allen Ecken rund um das Fest während des Nachmittags war wenig deeskalierend. Langen Kolonnen von Polizeiwannen waren absolut überflüssig, genauso wie die auf Bürgersteigen quergestellten Polizeifahrzeuge. Massen von Festbesuchern hatten Mühe, sich daran vorbeizudrücken, ohne in den Straßenverkehr zu geraten.
Am Kotti war den Eingang zur Adalbertstraße durch ein Duzend Wannen verrammelt. Auch ich durfte nicht durch zu meinem Wahlkreisbüro aus "polizeitaktischen Gründen". Und das alles nachmittags, als nun wirklich niemand auf Randale aus war.
Auch zur Revolutionären Maidemo kamen so viele wie nie zuvor. Mehr als 15 000 wollten sich politisch engagieren. Anders als in den Vorjahren wurden der Demozug vorne auf beiden Seiten durch Ketten von Polizei in Kampfanzügen eng eingeschlossen. Es kam ständig zu Rempeleien. Viele fühlten sich provoziert. Kein gutes Vorzeichen, bevor der kritischste Punkt am Springerhochaus erreicht wurde. Aber nichts passierte. 100 m weiter wurde der Zug gestoppt und aufgelöst. Offenbar sollten sie die Stadtmitte nicht - wie geplant und genehmigt - erreichen.
Fürs nächste Mal: Mehr Deeskalation tut Not.