Wahlkampf 2013

Rede von Hans-Christian Ströbele im Bundestag zum Thema BND und NSA - Notwendigkeit und Grenzen der internationalen Zusammenarbeit

07.05.2015: In der Aktuellen Stunde des Bundestags am 6. Mai 2015 auf Verlangen der Fraktionen der CDU/CSU und SPD zum Thema "BND und NSA - Notwendigkeit und Grenzen der internationalen Zusammenarbeit" hielt Hans-Christian Ströbele eine Rede.

Hier die Rede von Hans-Christian Ströbele im Wortlaut:

Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir reden heute über Fehler im Kanzleramt. Der Meinung, dass es diese Fehler gab, war ja auch Herr Mayer. Deshalb bedauere ich außerordentlich, dass die Chefin des Kanzleramtes nicht hier ist und dass ihr Platz frei ist. Ich hätte nämlich erwartet, dass die Kanzlerin sich als Erstes einmal hier an dieses Pult stellt und definitiv gegenüber dem Parlament, gegenüber der Öffentlichkeit erklärt, dass ihre Aussage im Wahlkampf 2013, dass es keinerlei Wirtschaftsausspähung, keinerlei Wirtschaftsspionage in Deutschland durch die NSA gibt, falsch war. Diese Aussage war falsch, und sie muss sofort korrigiert werden.

Ich will einmal versuchen, nicht für die Ahnungslosen, die Herr Mayer hier genannt hat, sondern für die, die Ahnung haben, die Themen zu sortieren. Es geht hier nicht um Daten über terroristische Anschläge.

Es geht hier auch nicht um Daten von Wirtschaftsunternehmen, deutschen oder europäischen, die möglicherweise Beziehungen zu Waffenhandel haben, zu Drogenhandel, zu Terrorismus oder was auch immer, sondern es geht hier um Informationen über Personen in Deutschland und in Europa sowie über Firmen in Deutschland und in Europa, die all das nicht haben, sondern die nur in den Fokus der NSA und des Bundesnachrichtendienstes gekommen sind, weil die NSA die Vereinbarung mit dem Bundesnachrichtendienst nicht eingehalten hat. Das, Herr Kollege Mayer, verstößt eklatant gegen deutsches Recht, gegen das deutsche Grundgesetz, und das hat die Bundesregierung zu verantworten. Nur darum geht es. Dass es nur darum geht, können Sie daraus ersehen, dass diese Selektoren - zum Beispiel "EADS" oder "Eurocopter" oder "französische Politiker" -, die da dauernd durch die Gegend geistern, vom Bundesnachrichtendienst aussortiert und auch nicht wieder hineingenommen wurden, weil sie Ergebnis eklatanter Verstöße gegen die Vereinbarung mit Deutschland waren. So einfach ist das. Wir werfen der Bundesregierung nicht vor, dass sie mit den USA zusammenarbeitet, auch nicht, dass sie es im Geheimdienstbereich tut. Ich bin damit seit 15 Jahren oder länger beschäftigt. Wir werfen der Bundesregierung vielmehr vor, dass sie diese Rechtsbrüche Brüche des deutschen Rechts, des deutschen Grundgesetzes und der Vereinbarungen mit den USA nicht nur geduldet, toleriert, übersehen, sondern sogar mitgemacht und gefördert hat, und dies, weil der Bundesnachrichtendienst diese Selektoren nicht ausgeschlossen hat.

Wir werfen Herrn de Maizière nach wie vor, also auch noch nach der Sitzung vorhin, vor, dass er als zuständiger Chef im Kanzleramt nicht das Notwendige getan hat, um das abzustellen. Sie haben nämlich vorhin nicht erwähnt, dass dies seit 2005 im Bundesnachrichtendienst bekannt war, dass es spätestens seit 2010, aber auch schon vorher im Kanzleramt hätte bekannt sein müssen. Sie haben gesagt, es hätten diese Namen - EADS und die anderer Firmen - vorgelegen; sie seien nicht Gegenstand der Vermerke gewesen.

Sie haben aber nicht gesagt, dass es in den Vermerken sehr wohl Anhaltspunkte dafür gibt, dass Herr de Maizière hätte tätig werden müssen. Dennoch ist er nicht tätig geworden, weder in seinem Amt noch beim Bundesnachrichtendienst noch gegenüber der NSA und den US-amerikanischen Freunden. Das werfen wir ihm vor.

Herr Mayer, auch Sie sagen, es habe Fehler gegeben. Ja, es hat Fehler gegeben. Aber, Herr Mayer: Diese Fehler sind so schlimm, dass dies organisatorische und personelle Konsequenzen haben muss, sowohl im Bundeskanzleramt als auch im Bundesnachrichtendienst, und zwar erhebliche.

Die Rede von Hans-Christian Ströbele können Sie hier anschauen!

Die gesamte Aktuelle Stunde können Sie hier anschauen!