Wahlkampf 2013

Bundesverdienstkreuz an Kriegsverbrecher?

28.08.2009: Hans-Christian Ströbele, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, fordert im FRInterview eine Historikerkommission zur Analyse der Verdienstkreuzträger.

  
 

Christian vor dem Bundestag (Blid: ddp)

Herr Ströbele, ist es tragbar, dass Kriegsverbrecher wie Friedrich Flick Träger des Bundesverdienstkreuzes sind?

Wenn heute so jemand das Verdienstkreuz bekäme, wäre das unerträglich und würde zu heftigen Protesten führen. Dass Kriegsverbrecher wie Flick solche Ehrungen bekamen, ist aber exemplarisch für das Denken in der Nachkriegszeit.

Ein Verdienstkreuz posthum abzuerkennen, ist nicht möglich. Sollte das geändert werden?

Jetzt einem Verstorbenen die Ehrung posthum zu entziehen, steht für mich nicht im Zentrum des Interesses. Das greift zu kurz. Viel wichtiger ist die Frage: Wie konnte es damals dazu kommen, dass an Kriegsverbrecher solche Ehrungen vergeben wurden? Bei den meisten waren die jeweiligen Vorgeschichten bekannt. Da ging es ja nicht etwa um unbekannte Verbrechen, die Jahre später ans Licht kamen. Diese Leute hatten wichtige Funktionen auch im Nazisystem inne - das wusste jeder!

Sie sind also gegen einen Entzug.

Mir geht es darum zu zeigen, dass die Verleihungen von Verdienstkreuzen und die Biografien der Träger viel über das allgemeine Bewusstsein in der frühen Bundesrepublik aussagen. Ich kenne diese Zeit ja, habe sie als Schüler erlebt: Da gab es auf allen Ebenen Leute, die in hohen Ehren gehalten worden sind, obwohl sie unendlich viel zu verbergen hatten - die Verdienstkreuzträger sind da ja nur die Spitze eines Eisberges.

bei der Frankfurter Rundschau finden Sie den ganzen Artikel