Wahlkampf 2013

Nigeria: Handeln, bevor es zu spät ist

23.01.2012: Zu der Gewalteskalation in Nigeria erklären Ute Koczy, Sprecherin für Entwicklungspolitik, und Hans-Christian Ströbele, Mitglied des Bundestages:

Nigeria braucht jetzt die politische Aufmerksamkeit durch die Afrikanische Union und die internationale Gemeinschaft. Die Morde, vor allem an Christen, die Gewaltexzesse, denen jetzt schon wieder Hunderte von Menschen zum Opfer gefallen sind, müssen gestoppt und aufgeklärt werden. Die Zeit drängt. Verantwortung heißt, jetzt mit zivilen Mitteln aktiv zu werden und Unterstützung anzubieten, bevor das Land im Chaos versinkt. Eine weitere Eskalation der Gewalt hätte verheerende Folgen für die Menschen in Nigeria und die ganze Region.

Präsident Goodluck Jonathan und seine Regierung scheinen den drohenden Bürgerkrieg und die Spaltung des Landes aus eigener Kraft nicht mehr verhindern zu können. Die internationale Gemeinschaft schaut bislang tatenlos zu. Die Bundesregierung ist aufgefordert, ihren Einfluss auf Nigeria geltend zu machen und darauf hinzuwirken, dass Konfliktlösungsstrategien erarbeitet werden. Dazu gehört die Anerkennung und Unterstützung der wachsenden Bevölkerung im Norden, die wirtschaftlich immer weiter abgehängt wird.

Die der radikal-islamischen Sekte Boko Haram zugeschriebenen Terroranschläge haben in der vergangenen Zeit stark zugenommen. Doch ob alle Anschläge Boko Haram zugerechnet werden können, ist umstritten. Ein großes Problem ist die extreme Armut und die Unfähigkeit, den Rohstoffreichtum gerecht zu verteilen. Die soziale Schere klafft gefährlich auseinander. Die Radikalisierung der religiösen Gruppen, von Evangelikalen bis hin zu Islamisten ist auch Ausdruck eines mangelhaften Bildungssystems in Nigeria. Die Konflikte um Land, Rohstoffe und Lebensmittel werden noch verschärft durch die überbordende Korruption bei den Eliten Nigerias.