Wahlkampf 2013

Ströbele setzt sich für Kreuzberger Streichelzoo ein

20.10.2003: Artikel aus der "Welt" vom 20.10.2003

Ströbele setzt sich für Kreuzberger Streichelzoo ein Politiker krault zitternder Ziege den Bart

Die Ziege zitterte. Nicht aus Angst, sondern wegen der Kälte. Das achtjährige Tier, im Streichelzoo des Kreuzberger Viktoriaparks als "Tochter von Irmchen" bekannt, schlotterte zwar gestern Mittag am ganzen Leib, blieb aber geduldig. Daran änderte sich auch nichts, als ihr Hans-Christian Ströbele (64) vor laufenden Kameras den Bart kraulte. Der grüne Bundestagsabgeordnete und Direktmandatgewinner war an der Kreuzbergstraße erschienen, um sich für den Bestand des beliebten Tiergeheges einzusetzen.

"Ich liebe Tiere schon immer", sagte der Linksaußen der Grünen-Fraktion. Ob diese Liebe erwidert wird, blieb gestern offen. Der Streichelzoo ist jedenfalls in Gefahr. Falls nicht bald finanzielle und personelle Hilfe kommt, muss er zum Jahresende geschlossen werden. In der Kasse des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg fehlt das Geld zum Unterhalt.

Darum hatten der Bezirk und die Initiative Natur- und Tiergehege bereits im September 2002 vereinbart, sich gemeinsam um die Pflege der acht Ziegen, fünf Hasen, zwei Gänse, 14 Sittiche, zwei Goldfasane und drei Tauben zu kümmern. Doch bislang blieben Helfer und Sponsoren aus. Kerstin Mauritz, Sprecherin der Initiative und seit einem Jahr ehrenamtliche Tierpflegerin im Park, gab sich gestern beim Herbstfest im Streichelzoo kämpferisch: "Das Gehege muss auf jeden Fall erhalten bleiben."

Volksvertreter Ströbele würgte indes den Ruf nach einer Finanzspritze von ganz oben schnell und routiniert ab. "Der Bezirk muss sich selbst um Spenden kümmern", sagte Ströbele und kündigte eine Gabe aus eigener Tasche "in angemessener Höhe" an.

erschienen in der "Welt" am 20.10.2003