Wahlkampf 2013

Rote Karte für die Bundesregierung

28.06.2006: Presseerklärung von Hans-Christian Ströbele und Winfried Hermann zur Einreiseverweigerung für Straßenfußballmannschaften aus Ghana und Nigeria und den Begründungen der Bundesregierung

Rote Karte für die Bundesregierung

Zu der Einreiseverweigerung für Straßenfußballmannschaften aus Ghana und Nigeria und den Begründungen der Bundesregierung dazu erklären die Bundestagsabgeordneten Christian Ströbele, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Winfried Hermann, sportpolitischer Sprecher: Die Versagung von Einreisevisa für die Teilnehmer der Straßenfußball-WM aus Ghana und Nigeria ist ein schlimmes Foul im Volksfest Fußball-WM 2006. Damit wird dem Gedanken des Fußballs als Mittel der Integration und Völkerverständigung und dem Ansehen Deutschlands Schaden zugefügt. So behandelt man offiziell eingeladene Gäste nicht, auch wenn es "nur" Jungs aus schlechten sozialen Verhältnissen sind. Wir fordern die Bundesregierung erneut auf, die Visa zu erteilen und den Mannschaften aus Ghana und Nigeria die Teilnahme an dem Turnier in Berlin-Kreuzberg zu ermöglichen. Das Turnier des Projektes Streetfootballworld ist Bestandteil des offiziellen Kulturbegleitprogrammes zur WM der Bundesregierung und wird zu großen Teilen von der Bundesregierung finanziert. Bundestrainer Jürgen Klinsmann und der damalige Innenminister Otto Schily haben das Projekt in Kreuzberg eröffnet. Die Mannschaften sind offiziell eingeladen worden, auch die der Projekte in Ghana und Nigeria. Die Erklärungen von Staatsminister Gernot Erler in der heutigen Fragestunde zu den Versagungsgründen sind völlig unbefriedigend und skandalös. Herr Erler gibt an, die Visastellen der Botschaften hätten mit den Jugendlichen Interviews geführt und dort hätten diese angegeben, sich eine Profi-Karriere im Ausland zu erhoffen. Außerdem wies er darauf hin, dass die Statistik Ghana und Nigeria als Länder mit der geringsten Rückkehrbereitschaft ausweise. Schon die im Vorfeld angeführten Gründe, dass die Spieler den Nachweis von Rückkehrbereitschaft nicht führen konnten aufgrund zu geringer familiärer Bindungen oder fehlenden Besitzes, war skandalös - die Angabe von Staatsminister Erler, dies sei verifiziert durch die Wünsche der Jugendlichen nach einer Auslands-Karriere, ist zynisch. Die Welt zu Gast bei Freunden gilt uneingeschränkt offenbar nur für die große Welt, nicht aber für Straßenfußballer. Der Schaden für das Ansehen der Bundesrepublik kann nur durch eine sofortige Erlaubnis zur Einreise und Teilnahme am Turnier abgewendet werden.